Fitnessstudio = Rückengesundheit?
- Dr. Mengemann
- 22. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Kraftsport erfreut sich in Österreich wachsender Beliebtheit – ob im Fitnessstudio, zu Hause oder im Rahmen von Crossfit-Training.
Richtig ausgeführt, trägt er vorweg gesagt entscheidend dazu bei, die Muskulatur zu stärken, die Körperhaltung zu verbessern und Rückenschmerzen vorzubeugen.
Doch nicht selten führt falsches Training oder Überlastung zu Beschwerden, insbesondere an der Wirbelsäule.
Dieser Artikel beleuchtet, welche Probleme im Kraftsport häufig auftreten, welche Übungen besonders belastend für den Rücken sind, welche sich dagegen als rückenschonend erweisen – und welche wichtigen Faustregeln es in der Sportkunde zur Prävention zu beachten gilt.
Häufige Probleme an der Wirbelsäule im Kraftsport
Die Wirbelsäule ist eine hochkomplexe Struktur, die aus Wirbelkörpern, Bandscheiben, Bändern und Nerven besteht. Durch Fehlbelastung oder Übertraining kann es zu typischen Problemen kommen:
Muskelfaserrisse und Verspannungen: Unzureichendes Aufwärmen begünstigt schmerzhafte Muskelfaserrisse.
Häufig betroffen: Knie und Lendenwirbelsäule: Besonders durch hohe Gewichte bei Kniebeugen oder Kreuzheben entsteht eine hohe Knorpelabnutzung in den Knien.
Bandscheibenvorfälle: Besonders im Bereich der Lendenwirbelsäule entstehen sie, wenn die Bandscheibe durch zu hohe Druckbelastung einreißt.
Wirbelgelenksarthrose (Facettensyndrom): Überlastung der kleinen Wirbelgelenke führt zu Schmerzen, die oft in Gesäß oder Beine ausstrahlen.
Nervenreizungen: Einklemmungen von Nerven durch Bandscheibenschäden oder muskuläre Dysbalancen verursachen Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in Armen und Beinen.
Vermeiden Sie diese Übungen für Ihren Rücken
Nicht jede Übung im Kraftsport ist automatisch gut für die Rückengesundheit. Besonders problematisch sind Bewegungen, die mit hohen Gewichten oder starker Beugung der Wirbelsäule ausgeführt werden:
Schweres Kreuzheben (mit Rundrücken): Eine der häufigsten Ursachen für Bandscheibenprobleme im Fitnesssport.
Tiefe Kniebeugen mit Übergewicht: Bei mangelnder Beweglichkeit oder falscher Ausführung entsteht hoher Druck auf Lendenwirbelsäule und Bandscheiben.
Sit-ups (mit Zusatzgewicht): Fördern eher Überlastungen als stabile Rumpfmuskeln. Alternative Bauch-Übungen sind schonender für den Rücken.
Rückenschonende Übungen im Kraftsport
Wer rückenfreundlich trainieren möchte, sollte auf Übungen setzen, die die Stabilität fördern und gleichzeitig kontrolliert ausgeführt werden können:
Übungen mit Geräten: im Intensitätsbereich von über 8 Wiederholungen, vor allem für Anfänger mehr Wiederholungen statt freien Gewichten
Halteübungen und Varianten: Trainieren die gesamte Rumpfmuskulatur ohne Bewegung der Wirbelsäule.
Beckenheben: Stärken Gesäß- und Rückenmuskulatur und entlasten die Lendenwirbelsäule.
Rudern am Kabelzug oder mit leichten Hanteln: Fördert eine aufrechte Haltung und kräftigt den oberen Rücken.
Beinpresse in moderater Gewichtsklasse: Ermöglicht kontrolliertes Training der Beine mit weniger Belastung für den Rücken als freie Kniebeugen.
Rückenstrecker im moderaten Bereich: Hilft, die tiefe Rückenmuskulatur zu kräftigen, solange die Bewegung kontrolliert bleibt.
Hilfe von professionellem Trainer oder Physiotherapeuten annehmen: Vor allem für Anfänger, aber auch für Fortgeschrittene optimal, die ihre Technik verbessern und einzelne Muskelgruppen gezielt stärken möchten
Wichtige Faustregeln aus der Sportkunde
Die Sportkunde liefert wertvolle Erkenntnisse für ein gesundes Training. Einige Grundsätze sollten Sportlerinnen und Sportler immer beachten:
Ein oft übersehener Aspekt: Muskeln passen sich schneller an als Sehnen, Bänder und Knochen. Das bedeutet, dass Sie durch kräftigere Muskeln zwar bald schwerere Gewichte bewegen können, das umgebende Stützgewebe jedoch noch nicht stabil genug ist. Dieses Ungleichgewicht ist eine häufige Ursache für Überlastungen und Verletzungen, insbesondere auch an der Wirbelsäule. Daher: Progression langsam steigern – eine langsame Erhöhung von Gewicht und Intensität schützt Muskeln, Bänder und Gelenke.
Belastung und Erholung müssen im Gleichgewicht stehen – die Leistungssteigerung findet in der Regenerationsphase statt, nicht während des Trainings.
Individualität berücksichtigen – jeder Körper reagiert unterschiedlich, daher sollte das Training an Alter, Trainingszustand und eventuelle Vorerkrankungen angepasst werden.
Spezifität der Belastung – wer gezielt Rückenmuskeln stärken möchte, sollte Übungen wählen, die genau diese Strukturen trainieren, ohne unnötig andere Bereiche zu überlasten.
Regelmäßigkeit statt Überlastung – konstantes, moderates Training ist wirksamer und sicherer als seltene, aber extreme Einheiten.
Prävention – so bleibt der Rücken gesund im Kraftsport
Kraftsport kann ein starkes Fundament für Rückengesundheit schaffen – wenn er richtig durchgeführt wird. Wer die Belastung langsam steigert und sich der Tatsache bewusst ist, dass Muskeln schneller wachsen als Sehnen und Knochen, schützt sich langfristig vor Verletzungen.
Daher sollten Sie einige Grundregeln beachten:
Technik vor Gewicht – immer saubere Ausführung priorisieren.
Aufwärmen und Mobilisieren – Gelenke und Muskeln optimal vorbereiten.
Rumpf-Training integrieren – eine stabile Rücken-, Gesäß- und Bauchmuskulatur schützt die Wirbelsäule.
Regeneration beachten – Schlaf, Dehnen und Pausen einhalten.
Warnsignale ernst nehmen – Stechende Schmerzen oder Taubheitsgefühle nicht ignorieren, auch wenn sie nicht dauerhaft sind
Ihr Wirbelsäulenspezialist mit Diplom für Sportmedizin in Graz
Trotz sorgfältiger Prävention können Beschwerden auftreten.
Wer unter Symptomen wie stechenden Rückenschmerzen in bestimmten Positionen, anhaltenden Rückenschmerzen, Kribbeln in den Beinen oder anderen Symptomen leidet, sollte ohne zu Zögern einen Facharzt für Neurochirurgie aufsuchen.
In Graz bietet Dr. Mengemann mit seiner Fortbildung im Bereich Sportmedizin, manueller Medizin und Schmerztherapie in seinen zwei Ordinationsstandorten umfassende Beratung, Diagnostik, moderne Behandlungsverfahren und – besonders wichtig – auch kurzfristige Termine. So erhalten Patientinnen und Patienten rasch professionelle Hilfe, wenn Beschwerden akut auftreten.
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