Rückenprobleme im Büroalltag: Ursachen, Lösungen und wie Sie Ihren Arbeitsalltag gesünder gestalten können
- Dr. Mengemann
- 1. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Dr. Gerd Jan Mengemann, Facharzt für Neurochirurgie und Wirbelsäulenspezialist
Stundenlanges Sitzen, zu wenig Bewegung und eine schlechte Haltung – für viele Büroangestellte ist das leider Alltag. Rückenprobleme gehören zu den häufigsten Beschwerden im Arbeitsleben und sind oft der erste Schritt in Richtung chronischer Schmerzen oder gar ernsthafter Wirbelsäulenerkrankungen. Doch es gibt effektive Möglichkeiten, diesen Problemen vorzubeugen oder bereits bestehende Beschwerden zu lindern. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen praxisnahe Lösungsansätze rund um Ergonomie, Bewegung und moderne Büroausstattung – für einen gesünderen Rücken trotz Schreibtischarbeit.

Warum macht das Büro unserem Rücken zu schaffen?
Unser Körper ist für Bewegung gemacht – nicht für stundenlanges Sitzen. Im Büroalltag verbringen viele Menschen täglich 8 Stunden oder mehr vor dem Bildschirm.
Dabei kommt es häufig zu einer gebeugten Haltung, Rundrücken, verspannten Schultern und einer überlasteten Lendenwirbelsäule. Fehlbelastungen können auf Dauer zu Bandscheibenproblemen, Muskelverspannungen, Nackenschmerzen und sogar zu Kopfschmerzen führen.
Ein weiterer Risikofaktor ist Bewegungsmangel: Wer kaum aufsteht, seine Muskeln nicht dehnt oder kräftigt, baut über die Zeit wichtige stützende Muskulatur ab. Das führt zu einer weiteren Überlastung der Wirbelsäule – ein Teufelskreis entsteht.
Ergonomischer Arbeitsplatz – mehr als nur ein guter Sessel
Ein erster wichtiger Schritt zur Vorbeugung von Rückenproblemen im Büroalltag ist die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes. Dabei geht es nicht nur um einen hochwertigen Bürosessel, sondern um das Zusammenspiel mehrerer Faktoren:
Sessel: Höhenverstellbar, mit Rückenlehne und Lendenwirbelstütze. Die Oberschenkel sollten waagrecht sein, die Füße flach auf dem Boden stehen. Manche hochwertigen Bürosessel lassen sich auch im Ganzen nach hinten neigen, statt nur die Rückenlehne, was das Gesäß entlastet.
Tisch: Idealerweise höhenverstellbar, um zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln.
Bildschirm: Auf Augenhöhe positioniert, etwa eine Armlänge entfernt. Oft ist der mitgelieferte Bildschirm-Ständer zu niedrig. In diesem Fall lohnt sich eine separate höhenverstellbarere Halterung.
Tastatur und Maus: So platziert, dass die Unterarme bequem aufliegen und die Schultern entspannt bleiben.
Laufband: Ganz Ambitionierte integrieren bereits das Gehen auf einem Laufband in ihre Arbeit am Stehtisch - ein Trend, der sicher nicht in jedem Büro angenommen wird, aber für den Rücken und die Gesundheit Gold wert ist - und nebenbei auch Fett verbrennt und dem Herz-Kreislauf-System hilft. Dazu mehr im nächsten Absatz.
Allgemeine Empfehlung von Dr. Mengemann: „Der Kopf sollte, sowohl frontal als auch seitlich, gerade über dem Becken sein.“ Diese simple Regel hilft, Fehlhaltungen zu vermeiden – im Büro genauso wie im Homeoffice.
Bewegung in den Büroalltag integrieren
Selbst der ergonomischste Arbeitsplatz nützt wenig, wenn wir den ganzen Tag unbewegt davor sitzen. Kurze, regelmäßige Bewegungseinheiten können wahre Wunder bewirken:
Mini-Übungen im Sitzen: Kreisen Sie die Schultern, dehnen Sie den Nacken, rollen Sie langsam den Rücken auf und ab oder spannen Sie bewusst Bauch- und Gesäßmuskeln an. Das abwechselnde Ausstrecken der Füße im Sitzen stärkt die Becken- und Beinmuskulatur und fördert die Durchblutung.
Aufstehen nicht vergessen: Nutzen Sie jede Gelegenheit, um aufzustehen – etwa beim Telefonieren, für kurze Besprechungen oder um sich ein Glas Wasser zu holen.
Tägliche Bewegung: Schon ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause oder das Treppensteigen anstelle des Aufzugs helfen, die Rückenmuskulatur zu aktivieren.
Im Blogartikel Bewegung gegen Schmerzen: Sportarten, die Ihre Wirbelsäule stärken
finden Sie weitere Tipps zum Thema Sport.
Stehtische – eine sinnvolle Investition
Steh-Sitz-Arbeitsplätze gewinnen zunehmend an Beliebtheit – und das aus gutem Grund. Durch den Wechsel zwischen Sitzen und Stehen wird die Wirbelsäule entlastet, der Kreislauf angeregt und Verspannungen vorgebeugt. Wichtig ist dabei: Nicht zu lange am Stück stehen, sondern regelmäßig die Position wechseln. Ideal ist ein Verhältnis von 2:1 zwischen Sitzen und Stehen.
Weitere Tipps für einen rückenfreundlichen Büroalltag
Rückenfreundliches Schuhwerk: Vermeiden Sie hohe Absätze oder Schuhe ohne Dämpfung.
Stressabbau: Psychischer Stress kann Verspannungen begünstigen. Atemübungen oder kurze Meditationseinheiten im Büro helfen, auch mental „gerade“ zu bleiben.
Regelmäßige ärztliche Kontrolle: Wer immer wieder unter Rückenschmerzen leidet, sollte die Beschwerden frühzeitig abklären lassen.
Freundliche und individuelle fachärztliche Hilfe bei Rückenbeschwerden
Wenn Rückenschmerzen trotz aller Prävention nicht verschwinden oder bereits zu Einschränkungen im Alltag führen, ist es Zeit für professionelle Unterstützung.
In unseren Ordinationen in Graz erhalten Sie eine umfassende Diagnostik sowie individuelle Behandlungspläne – von konservativen Methoden bis hin zur operativen Therapie, falls notwendig.
Vereinbaren Sie online einen Termin und lassen Sie Ihre Rückengesundheit abklären – für mehr Lebensqualität im Büro und darüber hinaus.